Nach
dem Wunder der Geburt ist die Beobachtung eines Kätzchens vom tauben
und blinden Neugeborenen bis zur ausgewachsenen Katzenpersönlichkeit
ein faszinierendes Erlebnis, das man nicht so schnell wieder vergisst.
Interessanterweise treten dabei neue körperliche Fähigkeiten und
Verhaltensweisen recht regelmässig ab einem ganz bestimmten Alter auf.
Ausnahmen gibt’s jedoch immer wieder. Bald schon zeigen sich bei den
Jungtieren auch individuelle Eigenschaften. |
Während den ersten zwei Lebenswochen besteht der Alltag
der Babies praktisch nur aus Saugen und Schlafen. Die meist
aufopferungsvollen Mütter entfernen sich während dieser Zeit nur selten
und kurz aus der Wurfkiste, denn der Nachwuchs benötigt intensive
Betreuung. Mit jedem Tag verbessert sich jedoch Sinnesfähigkeiten und
Motorik der Welpen. |
Am 1. Lebenstag |
Der Tastsinn ist aktiv
Der Geschmacksinn ist aktiv
Schwankungen von mehr als 10°C können wahrgenommen werden
Eine kriechende Fortbewegung ist möglich
Das behaarte Neugeborene ist taub und blind
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Nach 1 Woche |
Die Augen und die Ohrgänge beginnen sich zu öffnen
Beim Saugen an der Zitze beginnt der Milchtritt einzusetzen
Der Lebensrhythmus des Kätzchens besteht aus Schlafen und Trinken
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Nach 2 Wochen |
Die Augen sind offen
Die Orientierung mittels Gehör ist möglich
Die Zähne beginnen durchzubrechen
Erste Steh- und Gehversuche werden gewagt
Der Durchbruch der Backen- und Schneidezähne beginnt
Die visuelle Orientierung und Nachfolgereaktion beginnt
Die sensible Phase der Sozialisation gegenüber Mensch und Tier setzt ein
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Zwischen der dritten und fünften Lebenswoche tritt dann
eine beschleunigte Entwicklung ein. Die Kätzchen vollziehen mehrere
wichtige Schritte gleichzeitig. Nebst dem ersten selbständigen Putzen
erwacht nun auch reges Interesse an der Umgebung. Unbewegte Objekte
werden mit den Pfoten untersucht und der Kratzbaum wird mit
Begeisterung erklettert. Gleichzeitig wird auch der Höhenunterschied
erkannt und es treten Hemmungen auf, wieder herunter zu springen. Das
erste Spielzeug ist meistens der Schwanz der Mutter. Bald folgen auch
die ersten Spielversuche mit den Geschwistern, in denen Anspringen,
Verstecken, etc. geübt werden. Die Katzenmama und auch die menschliche
Bezugsperson wird nun mit Gurrlauten begrüsst und das „Miau“ kann
bereits in verschiedenen Variationen gehört werden. |
Nach 3 Wochen |
Der Geruchsinn ist perfekt
Ansätze zur körpereigenen Wärmeregulation sind vorhanden
Die Mutter ist nun auch optisch lokalisierbar
Der Welpe beginnt vermehrt mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten
Die individuellen Verhaltensmerkmale entwickeln sich zunehmend
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Nach 4 Wochen |
Das Aufrichten des Körpers funktioniert perfekt
Der Hörsinn ist gut entwickelt
Das Aufsetzten der Pfoten verläuft visuell kontrolliert
Laufen, Springen und weitere Bewegungsabläufe setzen ein
Hindernisse werden umgangen und Abgründe erkannt
Die Entwöhnung beginnt, erstes festes Futter wird probiert
Erste soziale Kontakte finden statt
Viele angeborene Verhalten wie Belauern, Anspringen, Drohen, etc. setzen ein
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Nach 5 Wochen |
Die Augenflüssigkeit ist klar
Der Stellreflex beim freien Fall wird perfekt beherrscht
Erstes Beutefangen wird geübt
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Nach 6 Wochen |
Die Fortbewegung ist erwachsenenähnlich
Die Augenumfärbung in die rassespezifische Farbe beginnt
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Ist die siebente Lebenswoche erreicht, sind die jungen
Katzen meist entwöhnt und fressen selbständig aus dem Napf. Die Kitten
spielen nun nicht mehr nur mit den Geschwistern, sondern finden als
angehende Jäger auch vermehrt an Beuteattrappen wie Bälle, Fellmäuse,
kleinen Kissen, etc. gefallen.
Die Prägungsphase des Jungtiers auf Mensch und Tier ist zu
diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen. Das heisst, dass Kätzchen,
welche bis zur siebten Woche (fast) keinen positiven Kontakt zum
Menschen hatte, bleibt Zeit ihres Lebens eher scheu. In der gleichen
Periode muss der Welpe auch Erfahrungen mit Artgenossen machen, damit
es ein soziales Tier wird, das sich in eine Katzengemeinschaft
integrieren lässt. Rassespezifische Eigenschaften sind mit sieben
Wochen bereits deutlich zu erkennen. |
Nach 7 Wochen |
Der Wärmehaushalt ist erwachsenenähnlich
Die Entwöhnung ist in der Regel abgeschlossen
Das Spiel mit Objekten beginnt
Die sensible Phase der Sozialisation gegenüber Mensch und Tier klingt aus
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Nach 8 Wochen |
Die Umfärbung der Augen in die rassespezifische Farbe ist abgeschlossen
Das Schlafmuster ist erwachsenenähnlich
Die Reaktion auf soziale Reize erfolgt erwachsenenähnlich
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Nach 10 Wochen |
Alle angeborenen Verhaltensweisen mit Ausnahme des Sexualverhaltens sind vorhanden
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Mit 12 Wochen sind mit Ausnahme des Sexualverhaltens
alle angeborenen Verhaltensweisen bei den jungen Katzen vorhanden. Die
lernfähigen Tiere haben viel von ihrer Mutter, den Geschwistern und
ihrem menschlichen Betreuern gelernt und sind bereit, die neue Umgebung
beim glücklichen Besitzer zu erkunden. |
Nach 12 Wochen |
Die Bewegungskoordination ist voll entwickelt
Die Eingewöhnung in eine neue soziale und räumliche Umgebung nach der Überbringung an den neuen Besitzer findet statt
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Nach 10 Monaten |
Die sexuelle Reife beginnt (→Kastration)
Die Wachstumsphase ist beendet
Das Jungtier hat sich zu einer „Persönlichkeit“ mit individuellen Eigenschaften entwickelt
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© Conny Gross, 30. Oktober 2006 |